Christian Eisenberger

geboren 1978 in Semriach, Steiermark (Österreich)
1999 Studium der Malerei an der Ortweinschule, Graz
ab 2000 Fortsetzung der Ausbildung an der Universität für angewandte Kunst Wien; Studium in der Klasse Transmedia Art von Brigitte Kowanz.
2003 "Steinzeit", Teilnahme am Workshop von Jimmie Durham, Norwegen.
2004 Teilnahme am Symposium mit Rirkrit Tiravanija, Venedig, Italien.
2006 Preis des Landes Steiermark, Österreich für zeitgenössische bildende Kunst
2008 "Viennafair": Preis der Wirtschaftskammer Wien - Gewinner des besten Standes
2009 Auszeichnung "Neue Position", Art Cologne

Christian Eisenberger ist wortkarg und ideenreich. Er ist einer, der bis über die Ellbogen ins Leben greift. Der Fundus, aus dem er schöpft, ist unendlich, denn dieser Fundus ist nichts weniger als die Welt in allen ihren Teilen. Eisenberger betreibt seine Kunst nämlich ernsthaft (im Unterschied zu „ironisch“) als Weltaneignung, indem er verwertet und verwandelt, was ein Ort hergibt und was andere keines Blicks mehr würdigen. Es ist eine Welt der einfachen Dinge jenseits ihres Gebrauchs- und Tauschwerts, ein chaotisches Universum aus Kartonagen, Pornoheften, Geweihstangen, gelaufenen Postkarten, abgespielten Schallplatten, Tannenzapfen, liegen gebliebenen Strapsen, Ultraschallaufnahmen von Föten, Bildern von seinem Großvater und von Marilyn Monroe, Klebeband en masse, Haarabfall vom Friseur, Wortspenden von Passanten und jede Menge Farbe, schlichtweg alles, was es gibt, dient ihm als Material. Tja, wofür? Für neue Weltteile, die zum Betriebssystem Kunst gehören. Skurriles Zeug wie Betondackel auf Rehbeinen, Christen-Kreuze und David- ebenso wie Kommunistensterne aus Wasserwaagen, „Guten Morgen“-Grüßen aus Kuhmist, Klebeband-Kokons, denen er entschlüpft, sie wie eine alte Haut abstreift, passend zu seiner täglichen Metamorphose als Künstler.
Vergänglichkeit, Fragilität, das Ephemere, Sich-Verändernde fällt als wesentliche Qualität vieler Arbeiten auf: bei den Pappfiguren, um die Sammler mit dem „Karottenballett“ der städtischen Müllabfuhr um die Wette rannten, den Mensch-Kokons aus Klebeband, die langsam in sich zusammenfallen, den mehr oder weniger verbrannten Rauchzeichnungen, den absolut unbrauchbaren Galgen aus Rasierschaum und Neonröhren oder den Zombie-Bildern aus Silikon und Lacken, die er wochenlang der Witterung und der Fauna seines Ateliergartens aussetzte. Der Künstler spricht von der seit 2008 entstehenden Bilderserie der Gespensterköpfe als „Zombies“, lebenden Leichnamen, deren Gesichtszüge durch den Alterungsprozess des Bildes langsam zerfließen. „Lemuren“ nennt Franz West seine Geisterköpfe mit weit aufgerissenen Mündern und meint, davon gäbe es in der Stadt jede Menge. Und mindestens ebenso viele Dorian Grays.
Wo Eisenberger auch hinkommt, das Material für seine Arbeiten ist schon dort. Er entnimmt es stets seiner Umgebung. Ob in der Natur oder am Bauernhof, in der Innenstadt oder im Museum, alles, was gerade zur Hand ist, wird verwendet, verwandelt, verwertet. Deshalb greifen alle Etiketten wie „Land Art“ oder „Street Art“ zu kurz, denn Eisenbergers unentwegter Kunst-Kraftakt, selbst die tägliche Arbeit im Atelier trägt den Charakter einer Dauer-Performance, wodurch der Arbeitsprozess wichtiger wird als das Ergebnis. Der Künstler arbeitet oft in Serien, experimentiert dabei mit Ideen und Materialien bis er ihrer überdrüssig wird und die Arbeiten zunehmend lässiger und ungestalteter werden. In seinen Ausstellungen greift er gerne auf frühere Gestaltungen zurück, variiert und kombiniert diese mit Neuem und geht dabei bis an die Grenze der Belastbarkeit für Material und Mensch. 2008 baute er aus Klebeband und filigranen Holzlatten einen Aussichtsturm in die Wiener Kunstmesse und lud die Besucher ein, ihm unter vollem Körpereinsatz bis in schwindelerregende Höhen zu folgen.
Was ist es, das Eisenbergers Vergänglichkeitsdarstellungen von den historischen Vanitas-Bildern unterscheidet? Zum einen wurde die Vergänglichkeit traditionell im Spiegel bestehender, aber hinfälliger Schönheit gesehen. Diesen Aspekt kennt Eisenbergers Werk nicht. Eine zweite Facette, nämlich die beabsichtigte Läuterung des menschlichen Mutwillens durch die Hinwendung zum Glauben und die religiöse Unterweisung unterbleibt ebenso. Das Paradoxe an den historischen Vanitas-Darstellungen ist die Präsenz der Absenz, das Vorhandensein des Vergangenen, das auch das Bild als Gegenstand nicht ausnimmt. Wie viele Generationen haben die apokalyptischen Reiter, die Narrenschiffe, die Pestsäulen und die Totenkopf-Stillleben schon als Todesmahnung überlebt? Die Kunst, die das Vergängliche dauerhaft festhält, bleibt ein „Als ob“, bleibt ein Trompe-l`œil der Vergänglichkeit. Eisenberger bleibt dabei nicht stehen. Seine Vergänglichkeitsdarstellungen sind selbst vergänglich. Wer weiß, wie lange die Materialien, mit denen er arbeitet, erhalten bleiben? Vieles ist, wie wir gesehen haben, überhaupt nur für den Moment gemacht. Anderes hat eine etwas längere Halbwertszeit, aber der absehbare Verfall liegt in der Natur seiner Kunst. Also womöglich doch eine ironische Volte des Künstlers gegenüber jenen, die durch den Besitz seiner Werke Ewigkeit erlangen wollen? Nein, denn Eisenbergers Kunst besteht eben darin, den Verfall ernst zu nehmen, nichts zu restaurieren, nichts nachträglich zu schönen, sondern die titanische Gelassenheit zu erlangen, die im „Es ist, wie es ist“ mitschwingt.
Martin Titz

Ohne Titel

2012, Würfelzucker auf Leinwand, 100 x 70 cm

Kokon

2010, Bronzeguss, 7 Exponate, 156 x 56 x 50 cm

Ohne Titel

2011, Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 100 cm

Ausstellungen

Einzelausstellungen

2019
„lieber nervös, als hässig und bös“, Galerie Nicola von Senger, Switzerland, Zürich (CH)
2018
„SUPERRETROSPEKTIVE“, Martinez, Köln, Germany, (DE)
„Art Berlin“, Solostand, Martinez, Germany, (DE)
2017
„Dunkle Materia Kalte Gerüchte 9975/14129/30817“, Galerie Krinzinger, Vienna (AT)
„MASK“, Galerie Nicola von Senger, Zürich, Switzerland (CH)
„Status Substantiv“, Galerie MARTINETZ, Cologne, Germany
„Art Rotterdam“ Solo Booth, Galerie Hidde von Seggelen, Rotterdam (NL)
2016
„DIE BERGE SCHMIEDEN SOLANGE SIE EISEN ESSEN 9975/13822/27937“, Galerie Krinzinger, Wien/Vienna (A) tbc, Galerie422, „Margund Lössl“, Gmunden (Austria)
„FROM THE OTHER HIT 9975/13782/27843“, Stadtgalerie Waidhofen (Austria)
„titel folgt dem fuß in der hand“, Galerie Eugen Lendl, Graz (Austria)
2015
„Barbiekuh“, Sammlung Cserni, Wien/Vienna (A)
„Schlafzimmer“, Krinzinger Projekte @ Parallel 2015 (A)
„Kopf, verkopft, verklopft“, Martinetz, Cologne (D)
„Amöbe“, Krinzinger Projekte, Vienna (A)
„Züldjafndfwjopcnpüaüldfmmc“, Galerie Z., Hard (A)
2014
„HIMMEL WEISHEIT WALD 9975/13107/2791.“ Galerie Krinzinger, Vienna (A)
„Pay your bills under the bridge“, Pablos Birthday Gallery, NY (USA)
2013
"Christian Eisenberger | Karl Karner", Galerie Gölles, Fürstenfeld (A)
„Theegulla Venkanna: Air Sri Lanka“, Krinzinger Projekte, Vienna (A)
„Running Sushi“, TEAPOT, Cologne (D)
„Zensuriertes Schweigen“, Galerie Konzett, Vienna (A)
2012
„DER HIMALAYA STEHT NICHT MEHR LACHT“, Galerie Altnöder, Salzburg (A)
„Eisenberger vs. Karner“, with Karl Karner, Galerie artepari, Graz (A)
„SHAME ON YOU EISENBERGER“, Pablo´s Birthday Gallery, NY (USA)
Columbo Art Biennale 2012
2011
„Christian Eisenberger: HYPERKOLLABORATIVE HYPOTHESENRELEKTOR 9975/22928/12100“, ES contemporary art gallery, Meran (I)
„Arena Lustenello“, Kunstraum Zögernitz, Vienna (A)
"ungebleicht", Galerie Gölles (A)
„art.1800 Marktlalm Turracher Höhe“, sculpture-project, Turracher Höhe (A)
„Kolatschendämmerung“, together with Thomas Palme, Open Space Lab, V8 Plattform für neue Kunst, Karlsruhe (D)
„Employees Must Wash Hands Before Returning To Work“, Galerie pablo’s birthday, NYC (USA)
„I Come a Couple of Days Before“, together with Judith Rohrmoser, dispari&dispari project, Reggio Emilia (I)
„Running Sushi“, Galerie Teapot, Cologne (D)
2010
„IMG3171PSD“, Galerie Konzett, Vienna (A)
„Christian Eisenberger – ungebleicht“, Galerie Gölles, Fürstenfeld (A)
„SACKLPICKAHEATBAG 9975-21684-11581“, Galerie Teapot, Cologne (D)
2009
„pain-dings/bildung/sorge”, Galerie Altnöder, Salzburg (A)
„Christian Eisenberger: PUREXRHINOTILLEXOMANIE 9813/19445/11164“, Galerie St. Georg, Karakoy-Instanbul (TR)
2008
„oxytocin-(p)-urex-ei“, Galerie Arve Opdahl, Berlin (D)
„urexazerbationtelomere­liktakuterusmetabolis“, Krems (A)
Temporary installation in Il Giardino di Daniel Spoerri, Pescina (I)
„Christian Eisenberger“, Galéria Mladých / Nitrianska Galéria, Nitra, (SK) (K)
2007
„UREX – best before“, Galerie Altnöder, Salzburg (A)
„metastasen – tief“, project space Viktor Bucher, Vienna (A)
„Quasi trentanove di fabre, Marco“, Dispari & Dispari Project, Reggio Emilia (I)
2006

Gruppenausstellungen

2020-21
Ein Original von ...(VII), Galerie Gölles, Fürstenfeld (A)
2019
Galerie Bernd Kugler, Innbruck (A)
2018
„Guernica Ikone des Friedens“, Hofburg Innsbruck (A)
„Ausstellen des Ausstellens“, Staatliche Kunsthalle Baden Baden, Deutschland
2017
„Kunst 4.0 oder das Überleben der Malerei“, Vienna Art Week 2017
Eröffnungsausstellung Dommuseum Wien, Vienna
„AIR 2016“, Krinzinger Projekte, Vienna (A)
10 Jahre Musa – ba ≠ b+a – MUSA Museum Startgalerie Artothek, Vienna
2016
„tbc“, galerija rigo, Novigrad Cittanova (CR)
„puh, so kurz vor weihnachten! Palme, stessl, eisenberger“, artdepot, Innsbruck (A)
„Karl Karner & Christian Eisenberger, Baba Wanga“, Grenzkunst-Halle Jennersdorf (A) Forever, Bubox, Kortrijk
„Works on Paper and Wood“, HilgerBROTKunsthalle, Wien (A)
„Prière De Toucher, Der Tastsinn der Kunst“, Museum Tinguely, Basel (CH)
2015
Dark Ages – AEROPLASTICS contemporary, Brüssel (BE) Mumok, Wien (A)
„Berlin-Klyndyke: 1. Berlin-Edition“, Salon Dahlmann, Berlin (D)
„Destination Wien 2015“, Kunsthalle, Vienna (A)
2014
„André Butzer, Christian Eisenberger“, mit André Butzer, Künstlerhaus, Graz (A)
„Martin Walde, Jonathan Hernández, Daniel Spoerri, Christian Eisenberger“, Galerie Krinzinger, Vienna (A)
„Hyperions Jugend“, kuratiert von André Butzer, Galerie Hammelehle und Ahrens, Cologne (D)
„Christian Eisenberger, Karin Frank und Karl Karner“, Galerie 422, Gmunden (A)
„FINIS”, Galerie Altnöder, Salzburg (A)
2013
„Essen in der Kunst“, Kunshalle Krems, Krems (A)
„Salon Sandy“, Pablos Birthday Gallery, NY (USA)
ARB€¥T R¥$K¥€RT £€¥$TUNG!?, Technisch Gewerbliche Abendschule des BFI, Vienna (A)
2012
„Der Nackte Mann“, Lentos Kunstmuseum Linz (A)
„AUSKARTONBOX, Sébastien de Ganay & Christian Eisenberger“, Die Ausstellungsstraße, Wien2013 Shame on you, Eisenberger, Kunsthalle Krems (A)
„Ein Original von …(II), Galerie Gölles, Fürstenfeld (A)
2011
„Debut“, Villa Weiss, Ligist (A)
„Dieter Roth, Miroslav Tichy, Franz West, Christian Eisenberger, Roberta Lima, Albert Mayr“, Galerie Konzett, Vienna (A)
„DEBUT“, Villa Weiss, Wien (A)
„GOOD HUNT“, Galerie Nitra, Nitra (SK) (K)
„Portrait“, Galerie 422, Gmunden (A)
„Eremitage“, Venloerstraße 16, Cologne, curated by Philipp Noller (D)
„Froschbärfant und andere Tiere in der Kunst“, Galerie im Traklhaus, Salzburg (A) (K)
2010
„Hommage an Sigmar Polke“, Galerie Konzett, Vienna (A)
„ESCAPE THE GOLDEN CAGE“, International Exhibition of Urban Art, Vienna (A)
„SICHER?“, Schaumbad – freies Atelierhaus, Graz (A)
„FOUND — Wanted“, Galerie Kon-temporär, Graz (A)
„Die Entstehung des Eis“, an artistic intervention within the culture festival „St. Moritz Art Masters 2010“, Kempinski Grand Hotel des Bains, St. Moritz (CH)
„SUCHT SELBST!“, 12C Room for Art, Schnifis (A)
„Malerei: Prozess und Expansion“, MUMOK, Vienna (A) (K)
„Street and Studio“, Kunsthalle Wien, Vienna (A) (K)
„Triennale Linz 1.0 – Gegenwartskunst in Österreich“, Lentos Kunstmuseum Linz (A) (K)
„Kurhotel Montafon“, Schruns (A)
„A Basic Human Impulse“, GC.AC – Galleria Comunale d’Arte Contemporanea di Monfalcone (I)
„mai2010.group_show“, Galerie am Karmelitermarkt, Vienna (A)
„WALK THE LINE?, Extraordinary Examples in Graphic Arts“, project space Viktor Bucher, Vienna (A)
„ich tier! (du mensch) – du tier! (ich mensch)“, Perla-Mode and service building, Vienna (A)
„Prometheus“, Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz (A)
„Eisenberger–Kramer–Lestardes. EINTRIEBTIEFE 9975-21271-11482“, WUK Vienna (A)
„Catch Me! Geschwindigkeit fassen“, Kunsthaus Graz, Space01, Graz (A) (K)
2009
„Mono, Poly, Konkret“, Galerie Konzett, Vienna (A)
„Veronika Dirnhofer/Christian Eisenberger“, Galerie Gölles, Fürstenfeld (A)
„Zweierlei Abgrund, Christian Eisenberger und Wolfgang Ernst“, Galerie Kunst & Handel / Galerie Konzett, Graz (A)
„eisi voll mond 9925/20347/11355“, Rauchsalon, Vienna (A)
„CHAOS UND FORM“, Galerie Hummel, Vienna (A)
„Imagineering. Shoppingwelten als Performance-Raum“, Markthalle am Lendplatz, Graz (A)