Thomas Reinhold

1953 in Wien geboren
1974-78 Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien
1999 Auftrag für die Gestaltung der Fenster der „Chapelle de la Résurrection“ in Brüssel, Rue van Maerlant
2008 Auftrag für die Gestaltung der Fenster der gotischen Kapelle der Kirche von Hausmannstätten bei Graz
2010 Atelierstipendium des bka in Shanghai
2011 Preis der Stadt Wien für bildende Kunst.

Thomas Reinhold geht es um die „Sichtbarmachung eines nachperspektivischen Raums durch nichtrelationale Farbsysteme“ wie Robert Fleck das einmal beschrieben hat. Wenn man vom Raum im Bild spricht, wird gemeinhin an den Illusionsraum der Zentralperspektive gedacht wie er in der Renaissance entwickelt wurde. In der Moderne wurde diese Perspektive dann aufgesplittert, durchbrochen, durch Collagen oder Assemblagen in den Realraum erweitert oder wie in der abstrakten Farbfeldmalerei der Nachkriegskunst in unendliche Raumtiefen verklärt. Reinhold sucht nach einer anderen Darstellung von Raum im Bild.
Vor einem hell ausgemalten Untergrund legt er verschiedene, organoid wirkende Farbflächen in unterschiedlicher Transparenz übereinander. Durch diese Farbschichten, die einander überlagern und immer wieder durchdringen einerseits, und die Materialität der Farbe andererseits, entsteht ein „Zwischenraum“, der als Raum wahrgenommen wird. Dabei werden einzelnen Farbformen nicht modelliert oder perspektivisch dargestellt, sondern bewusst zweidimensional gehalten. „Es sind eben Farbflächen, nicht Farbkörper.“
In Reinholds Bildern findet die Dialektik zweier Gestaltungsprinzipien einen Ausdruck: die Konstruktion einerseits und der freie gestische bzw. fließende Farbauftrag andererseits. Die grundierte Leinwand wird mit einer hellen Hintergrundfarbe versehen und mit einigen wenigen Teilungen, die Proportionen wiedergeben. Die flüssige Farbe wird dann auf die am Boden liegende Leinwand geschüttet und mit den bloßen Händen verschoben. Durch diese Methode entfaltet die Farbe im Verlauf eine nicht kontrollierbare Eigendynamik. Dieser Prozess wiederholt sich unzählige Male, da die Farben sehr dünn und transparent aufgetragen werden und die Leinwand zum Trocknen immer wieder ruhig gestellt werden muss. Im Nachvollziehen des Malprozesses erfährt der Betrachter einen Abdruck der Zeitlichkeit, die sich in der Malerei manifestiert. Reinholds Malerei ist immer auch ein Ausloten der Möglichkeit Zeit mit den Mitteln der Malerei darzustellen.

Textauszug Roman Grabner

Netze

2009, Öl und Tempera auf Leinwand, 150 x 140 cm

Ausstellungsansicht galerie gölles Thomas Reinhold | Markus Wlfling

Thomas Reinhold, Stern, 2008, Öl u. Tempera auf Leinwand, 205 x 170 cm |
Markus Wilfling, Spiegelkabinett, 2008, Aluminium, 200 x 300 x 300 cm

Netze

2009, Öl u. Tempera auf Leinwand, 70 x 65 cm

Ausstellungen

AUSSTELLUNGEN EA = Einzelausstellung

2020 “Thomas Reinhold - Maruša Sagadin“ (EA), Christine König Galerie, Vienna
2019 „Matrix Bild“, Galerie Leonhard Graz (EA)
2018 „Kunst nach 1945“, Galerie Zetter bei der Albertina, „Zur Geometrie des Amorphen“, Galerie Artemons Contemporary Wien (EA)
2017 „Poesie des Wenigen“, Artmark Galerie Wien, „Linie Gitter Raum“, instant edition Wien, „Abstrakte Malerei in Österreich - 1950 bis heute“, Galerie Kopriva Krems
2016 „Transport und Kommunikation“, Sammlung Friedrichshof, Stadtraum (EA), „Liquid:Morph“, gemeinsam mit Georgia Creimer, Art Room Würth, Böheimkirchen, „RealFiktional“, gemeinsam mit Julie Hayward, Kunstraum Nestroyhof Wien
2015 „Nahe Ferne“, Landesmuseum Niederösterreich St. Pölten, Galerie Exner Wien (EA), „Expressionismen“, Museum der Moderne Salzburg
2014 „Pendant“, Ausstellungsbrücke im Landhaus St. Pölten (EA)
2012 „Tektonik der Schwebe“, kunsthaus muerz, Mürzzuschlag (EA), „Sammlung Sigrid und Franz Wojda“, MMK Klagenfurt, „Von der Natur zur Architektur der Malerei“, Galerie Kunst & Handel Graz (EA)
2011 „Realität und Abstraktion“, Museum Liaunig, Neuhaus, Galerie Gölles Fürstenfeld (EA)
2010 „Malerei: Prozess und Expansion“, MUMOK Stiftung Ludwig Wien
2009 „Wesentlich“, Galerie Michitsch Wien (EA)
2008 „repro-spektiv:re-produktiv, aus dem vollen geschöpft“, Galerie Kunst & Handel Graz (EA)
2007 „Konzeptuelle Fotografie aus Sammlungsbesitz“, Museum der Moderne Rupertinum Salzburg
2006 „Crossover“, Koroska Galerija Slovenj Gradec
2005 „synergie:paradox“, gemeinsam mit Julie Hayward, Museum für Gegenwartskunst Stift Admont
2004 „Vision einer Sammlung“, Museum der Moderne Salzburg
1999 „Wirklichkeitssinn - Möglichkeitssinn“, Galerie Hofstätter Wien (EA)
1998 „KUNST mit durch über SCHRIFT“, Internationale Kunst der letzten fünfzig Jahre aus der Sammlung Kübler, Atterseehalle Attersee, „Contemporary Austrian Painters“, The Rotunda, One Exchange Square, Hong Kong
1997 „Malweise“, Secession Wien (EA), „Positionen österreichischer Malerei heute“, Centre Cultural Sala Parpallo Valencia
1995 „Polyptychon“, Kunsthaus Galerie, Mürzzuschlag (EA)
1994 „Wilde und neuwilde österreichische Bildkunst aus dem Besitz der Salzburger Landessammlung Rupertinum
1993 „Konfrontationen“, Neuerwerbungen, MUMOK Stiftung Ludwig Wien
1992 „Surface radicale“, Grand Palais Paris, Convention Center Los Angeles, Universität für angewandte Kunst Wien
1991 „Kunst, Europa 1991“, Kunstverein in Hamburg, Deichtorhallen, Galerie Rähnitzgasse Dresden
1990 „Querdurch“, Dom umenia, Bratislava
1988 Galleria Valente, Finale Ligure (EA), Galerie Menotti, Baden (EA), „MALERMACHT, Expression und Pathos in der neuen Österreichischen Malerei“, Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis Bregenz
1987 Galerie Springer Berlin (EA), „Stand und Gegenstand, Skulpturen“, Secession Wien (EA)
1985 „Austria ferix“, Palazzo Costanzi, Galleria Torbandena Triest, Galerie Goethe Bozen
1984 Galerie Heike Curtze, Wien und Düsseldorf (EA), „artisti austriaci, due generazioni“, studio cavalieri Bologna, „6th International Small Sculpture Exhibition“, Kunsthalle Budapest
1983 Galerie Ariadne Wien (EA), „Neue Malerei in Österreich“, Galerie Jurka Amsterdam, „Joves Salvatges Austriacs“, Galerie Dau al Set Barcelona, „Neue Malerei in Österreich ’83“, Neue Galerie der Stadt Linz, „Eros, Mythos, Ironie“, biennale trigon, Neue Galerie Graz
1981 „Neue Malerei in Österreich“, Neue Galerie Graz, „5. Internationale Biennale“, Secession Wien
1980 Forum Stadtpark Graz (EA), „Künstlerfotografie in Österreich 1954 bis 1980“, Kunstmessen Basel und New York, Galerien nächst St. Stephan Wien und Krinzinger Innsbruck, „Das Sofortbild, Entdeckung eines Mediums“, Rheinisches Landesmuseum Bonn, „XV. Internationale Malerwochen“, Künstlerhaus Graz

Werke in Sammlungen:
Albertina Wien
Österreichische Galerie Belvedere
Sammlung Carl Djerassi Wien
Sammlung FOTOGRAFIS Wien, derzeit als Dauerleihgabe im Museum der Moderne Salzburg
Sammlung Hainz Wien
Sammlung SpallArt Salzburg
Sammlung Wojda Wien
MUMOK Stiftung Ludwig Wien
Landesmuseum Niederösterreich Krems
Lentos Kunstmuseum Linz
Museum Angerlehner Thalheim bei Wels
Museum für Gegenwartskunst Stift Admont, Steiermark
MMKK Klagenfurt
Museum Liaunig Neuhaus
Museum der Moderne Salzburg
Museum Sztuki Lódź
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck